Theorien der Europäisierung
Angaben:
Modul BAPOL_WP11
Montag 12-14Uhr, SR 02.034
Seminarleitung: Dr. Siegfried Schieder
Sprechstunde: wird bekannt gegeben
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Inhalt:
Neben „Integration“ zählt „Europäisierung“ zu den zentralen Konzepten der EU-Forschung. Nachdem sich die Politikwissenschaft lange Zeit vornehmlich mit der Beschreibung und Erklärung des europäischen Integrationsprozesses beschäftigte, hat sich die Forschung in den letzten Jahren zunehmend der Frage nach den Aus- und Rückwirkungen von Integration auf die EU-Mitgliedstaaten zugewandt. Studien haben gezeigt, dass die Europäisierung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Kompetenzen der EU-Mitgliedstaaten nicht nur deren Politikinhalte (policy) und politische Prozesse (politics), sondern auch die konstitutionelle Ordnung der Mitgliedsstaaten (polity) nachhaltig verändert. Obwohl nach Ansicht einiger Autoren dieser Perspektivenwechsel auf grundlegende theoretische Neuerungen und Veränderungen der Fragestellungen hindeutet, hat sich die Europäisierungsforschung lange damit befasst, ob Europäisierung wirklich ein grundlegend neues Konzept in der Forschung über die Europäische Union darstellt oder ob damit lediglich Altbekanntes auf einen neuen Begriff gebracht wird. Erst in den letzten Jahren hat sich die Forschung der Frage nach den kausalen Mechanismen zugewandt und damit die Europäisierungsforschung auf eine qualitativ neue Stufe gehoben. Von einer einheitlichen Theorie der Europäisierung kann dennoch nicht gesprochen werden. Vielmehr präsentieren sich unter dem Label „Europäisierung“ stark differierende theoretische Konzepte.
Ziel des Seminars ist es, in Auseinandersetzung mit dem Konzept der Integration die unterschiedlichen theoretischen Europäisierungszugänge zu diskutieren sowie deren analytischen Mehrwert für die Beschreibung und Erklärung des europäischen Integrationsprozesses auszuloten. Neben der Darstellung der unterschiedlichen Europäisierungskonzepte soll ein Schwerpunkt des Seminars auf das Design und die methodischen Probleme der Europäisierungsforschung gelegt werden.
Literatur:
Auel, Katrin (2006)²: Europäisierung nationaler Politik, in: Hans‐Jürgen Bieling / Marika Lerch (Hg.): Theorien der europäischen Integration, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 293-318.
Bolleyer, Nicole / Radaelli, Claudio M. (2009): Has Europeanization gone too far? in: Comparative European Politics 7: 3, S. 384-395.
Börzel, Tanja A. / Panke, Diana (2010)3: Europeanization, in: Michelle Cini / Nieves Pérez-Solórzano Borragan (Hg.): European Union Politics, Oxford: Oxford UP, S. 405-417.
Cowles, Maria G. / Caporaso, James A. / Risse, Thomas (Hg.) (2001): Trans-forming Europe. Europeanization and Domestic Change, Ithaca: Cornell UP.
Eising, Rainer (2003)²: Europäisierung und Integration. Konzepte in der EU-Forschung, in: Markus Jachtenfuchs / Beate Kohler-Koch (Hg.): Europäische Integration, Opladen: Leske + Budrich, S. 387-416.
Exadaktylos, Theofanis / Radaelli, Claudio M. (Hg.) (2011): Research Design in European Studies: Establishing Causality in Europeanization Research, Basingstoke: Palgrave Macmillan.
Featherstone, Kevin / Radaelli, Claudio M. (Hg.) (2003): The Politics of Europeanization, Oxford: Oxford UP.
Flockhart, Trine (2010): Europeanization or EU-ization? The Transfer of European Norms Across Time and Space, in: Journal of Common Market Studies 48: 4, S. 787-810.
Graziano, Paolo / Vink, Maarten P. (Hg.) (2008): Europeanization: New Research Agendas, Basingstoke/New York: Palgrave Macmillan 2008.
Radaelli, Claudio M. / Exadaktylos, Theofanis (2009): New Directions in Europeanization Research, in: Michelle Egan / Neill Nugent / William E. Paterson (Hg.): Agendas in EU Studies: Stalking the Elephant, Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 189-215.